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8 von 10 bis Weimar zwei


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Es ist der 3.8.2025. Und wir sind wieder einmal im Haus der Weimarer Republik gelandet. Es ist eine seltsame Unruhe, die uns regelmäßig hierher treibt. Auch heute hätten wir tausend Dinge machen können. Doch, wir sind hier. So, als wollten wir uns rückversichern, dass es doch noch nicht soweit ist. Dass alles ein Irrtum, ja Übertreibung ist. Doch das gelingt nicht mehr.


Immer deutlicher werden Parallelen sichtbar, drängen sich auf. Irgendwie will man es nicht glauben. Suchte man vor Jahren noch nach Hinweisen, um frühestmöglich dunkle Vorzeichen erkennen zu können, versucht man heute, sich diese, sich aufdrängenden Sätze zu überlesen. Nichts sehen. Rausgehen und über sich lachen. Über seine Paranoia. Aber das ist unmöglich. Nur ein Menschenleben hat es gehalten. Ein Menschenleben lang. Bezahlter Frieden. Bezahlt mit Blutzoll. Mit Millionen Toten.


Doch Leid vergeht im lebenslangen Dauerfrieden und im Alleshaben. Die Schatten verblassen. Kinderköpfe kennen echtes Leid hier nicht. Kollektive Verpflichtung der Täter und deren Kinder und Kindeskinder wird ersetzt durch Eingeredetes. Von jenen, die schon einmal alles in Scherben legten. Und die nun zurück sind. Nationalistische Gespenster, die Freiheit predigen und Diktatur meinen. Alles wollen „First“ sein. Jeder weiß, dass dies nicht geht. Doch sie treffen auf bereite Köpfe, die zu lange fremdgedacht wurden. Gesellschaftlich durch Hegemoniepolitik verantwortungsfrei gestellt. Demokratikonsumenten. Und die zulange kein Vertrauen erfuhren. Und deshalb keines geben können. Fruchtbarer Boden. Leicht zu bestellen mit einfachen Thesen. Gierig aufgesogen, wie ein Glas Wasser am Ende eines heißen, trockenen Tages.





Endlich darf man wieder stolz sein. Auf das, was die Vorfahren zu verantworten haben. Endlich ist er vorbei, dieser Schuldkult. Sie konnten ja nicht anders. Sie hatten Befehle. Lange musste man sich der Taten derer schämen. Die Geschichten von einst verschweigen. Nun nichtmehr.

Doch leider meinte Schuld eigentlich Verantwortung. Und Verschweigen die Verarbeitung dessen, was aus dieser Greuel zu lernen wäre.


Und so stehen wir hier heute und ich denke, wir sind wieder angekommen. Am Ende. Wie damals. Ein Flyer fällt mir in die Hände. „Zehn Fakten zur Weimarer Republik“. Zehn Punkte, die beschreiben, was geschah. Ich lese.

8 von zehn. Acht von Zehn haben wir erreicht, denke ich.

Wir müssen endlich anfangen, uns zu verändern. Es brennt. Lichterloh.



8 von 10.
8 von 10.

Wir alle sind gefragt. Jeder von uns. Wir brauchen dafür nichts und Niemanden. Außer uns selbst. Überzeugung und Mut. Wir müssen jetzt eintreten für das Unperfekte, das manchmal nervende, störrische Tier namens Demokratie, das eigentlich Kompromiss meint und deshalb so schwer zu leben ist. Für „alle zuerst“ ist auf einer Welt, die bis zur Erschöpfung ausgebeutet ihrem Ende engegentaumelt einfach kein Platz. Wir werden nur zusammen da durch kommen. Alle oder Keiner. So einfach ist die Formel. Alle. Oder Keiner.

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